Remote-Fakten
Remote-Arbeit: Benefits und Herausforderungen aus Unternehmen
Hybrid normal: weniger Büro, mehr Produktivität & Bindung – Remote spart Kosten, Stress und Zeit.

Die Arbeitswelt hat sich seit der Pandemie deutlich verändert und besonders in Deutschland und der Schweiz zeigt sich das an konstant hohen Homeoffice-Quoten: Im Jahr 2023 arbeiteten 23,5 Prozent aller Erwerbstätigen hierzulande zumindest gelegentlich von zu Hause aus bzw, 13,2 Prozent nutzten das Homeoffice sogar an mehr als der Hälfte ihrer Arbeitstage. Damit hat sich der Anteil gegenüber dem Vor-Corona-Niveau 2019 (12,9 Prozent) fast verdoppelt – Befragungen des ifo-Instituts zeigen allerdings, dass sich der Remote-Anteil mittlerweile eingependelt hat: Seit dem Wegfall der Homeoffice-Pflicht im März 2022 liegt er stabil bei rund einem Viertel aller Beschäftigten – und gilt damit als integraler Teil der deutschen Arbeitskultur.

Auch südlich des Bodensees ist Remote-Arbeit zur Normalität geworden. Eine vom Staatssekretariat für Wirtschaft und der ZHAW auswertete Langzeitstudie zeigt, dass im November 2022 35 Prozent der Angestellten ihre Arbeit zumindest teilweise im Homeoffice erledigen – deutlich mehr als noch vor der Pandemie. Während des ersten Lockdowns 2020 kletterte dieser Wert kurzfristig auf 54 Prozent und pendelte sich seither zwischen 30 Prozent und 40 Prozent ein, deutlich zeigen sich jedoch Unterschiede im Bildungsgradienten: 59,1 Prozent der Erwerbstätigen mit tertiärem Abschluss, aber nur 22,8 Prozent mit Sekundarstufe II nutzen laut einer Bundesratsstudie mindestens gelegentlich Remote-Arbeit. Geschlechterunterschiede bestehen ebenfalls: 39,9 Prozent der Männer und 33,9 Prozent der Frauen arbeiteten 2022 zumindest sporadisch remote.

Was bedeutet Remote-Arbeit für Unternehmen

Beide Länder bewegen sich deutlich über dem europäischen Durchschnitt (21 Prozent Remote-Quote in 2023) und haben damit deutlich sichtbar die Phase experimenteller Ad-hoc-Lösungen hinter sich gelassen. Remote-Work ist hier also nicht länger als ein Kriseninstrument zu betrachten, sondern ein strategischer Bestandteil moderner Arbeitsmodelle – ein Aspekt, der sich direkt auf Aspekte wie Recruiting, Standortpolitik und Kostenstrukturen auswirkt. 

Remote-Alltag in der Praxis

In Deutschland und der Schweiz hat sich nach dem pandemiebedingten Homeoffice-Boost ein vergleichsweise stabiles Hybridmodell durchgesetzt: Routine- und Fokusarbeiten erledigen Beschäftigte inzwischen überwiegend zu Hause, während Präsenztage vor allem der Zusammenarbeit, Ideation und Pflege der Unternehmenskultur dienen. Eine Szenariosimulation von Deutsche Bank Research rechnet bereits mit durchschnittlich 40 Prozent Remote-Anteil – das bedeutet nur noch 120 statt 162 klassischer Bürotage pro Jahr und etabliert zwei Homeoffice-Tage plus Desk-Sharing als neuen Standard.

HR-Befragungen zeigen, dass 47 Prozent der Personalverantwortlichen ihre Vorbehalte gegenüber Remote-Arbeit abgebaut haben, gleichzeitig aber 40 Prozent gezielte Schulungen zu Führung aus der Ferne fordern (Deutsche Bank Research, 2021). Ergonomische Zuschüsse – etwa für Monitore, Headsets oder Bürostühle – sind inzwischen gängige Praxis und auch steuerlich unterstützt eine Homeoffice-Pauschale die Ausgaben der Mitarbeitenden. Moderne Betriebsvereinbarungen regeln Aspekte wie Desk-Sharing, Erreichbarkeitsfenster und das Recht auf Nichterreichbarkeit häufig via Ampelstatus in Kollaborationstools und Apps und auch die Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Mitarbeitenden sind inzwischen wissenschaftlich belegt: Eine zweiwöchige Tagebuchstudie unter 85 Mitarbeitenden einer deutschen Stadtverwaltung zeigte, dass Remote-Tage das Gefühl von Autonomie und Kompetenz signifikant steigern und damit das tägliche Well-being pushen.

Schweiz – flexible Modelle mit Bildungsgradient

Ein Bericht des Bundesrats weist für 2022 bereits 37 Prozent Homeoffice-Nutzerinnen und -Nutzer aus bzw. bei Beschäftigten mit tertiärem Abschluss liegt die Quote sogar bei 59 Prozent, während sie bei Arbeitnehmenden mit Sekundarstufe II nur 22,8 Prozent erreicht. In der Praxis dominieren flexibel wählbare Präsenztage: Teams stimmen intern ab, wann sie das Büro nutzen und reservieren bei Bedarf einen Platz – Desk-Sharing gilt damit de facto als ein mittlerweile etablierter Standard.

Technologien und Instrumente bei Remote-Arbeit

Der Remote-Alltag ist heute außerdem klar strukturiert und technisch abgesichert: IT-seitig gehören VPN-Zugänge, Cloud-basierte Kanban-Boards wie Jira oder Trello sowie Zero-Trust-Security längst zum Standard. In besonders sensiblen Abteilungen schreiben Betriebsvereinbarungen außerdem vor, dass bestimmte Daten ausschließlich an Präsenzarbeitsplätzen bearbeitet werden dürfen und auch die Meeting-Kultur hat sich angepasst: Viele Teams setzen auf Meeting-Light Fridays oder feste Fokusblöcke, um Videomüdigkeit vorzubeugen. Kamerapflichten werden häufig durch „Audio First“-Regeln ersetzt, um Bandbreite zu sparen, aber auch Stress zu reduzieren.

Um Führung und Teamspirit auf Distanz zu stärken, investieren Unternehmen oft auch in virtuelle Off-Sites, digitale Whiteboards und Remote-Kaffeepausen. Der Grund: Tagebuchstudien zeigen, dass das Gefühl sozialer Verbundenheit im Homeoffice schneller abnimmt, deshalb erhalten Führungskräfte vermehrt Schulungen, die Outcome-Orientierung, Empathie per Video und asynchrones Feedback in den Mittelpunkt stellen, was nicht zuletzt auch Einfluss auf die Flächenstrategie nimmt: Weniger Büropräsenz senkt die Mietkosten, zugleich werden die verbleibenden Räume zu kollaborativen Hubs umgestaltet, um den Ideenaustausch an Präsenztagen zu fördern. 

Wie Unternehmen von Remote-Arbeit profitieren

Remote first ist längst mehr als ein pandemiebedingtes Provisorium: Für viele Firmen zahlt sich das Modell heute in drei zentralen Bereichen aus – Mitarbeiterzufriedenheit, Kosteneffizienz sowie gesteigerte Performance.

1. Well-being bei Remote-Arbeit als Produktivitätsmotor

Logbucheinträge aus einer deutschen Stadtverwaltung zeigen, dass Remote-Tage die psychologischen Grundbedürfnisse nach Autonomie und Kompetenz deutlich besser erfüllen und dadurch das tägliche Wohlbefinden steigern (Kesenheimer et al., 2025) bzw. insbesondere die intrinsische Motivation deutlich steigern. Parallel sinkt das Stresslevel, weil Pendelzeiten entfallen bzw. viele Beschäftigten berichten ausdrücklich von weniger Hektik vor Arbeitsbeginn.

Mehr Wohlbefinden wirkt also doppelt: Es stärkt nicht nur die Motivation, sondern erhöht laut derselben Studie auch die prosoziale Hilfsbereitschaft im Team – ein wichtiger Hebel für kollaborative Kultur.

2. Kostenvorteile auf der Bilanz

Rechnet man Remote-Quoten von 40 Prozent hoch, sinkt der klassische Bürotag pro Kopf von 162 auf 120 Tage im Jahr, was es Unternehmen langfristig erlaubt, rund 13 Prozent Bürofläche einzusparen – im deutschen Markt entspricht das gut 2,4 Mio. m² pro Jahr und wirkt direkt auf Miet- und Betriebskosten. Weitere Hebel sind geringere Geschäftsreisen dank Videokonferenzen sowie steuerliche Homeoffice-Pauschalen, die Ausstattungszuschüsse teilweise kompensieren.

3. Performance- und Produktivitätsgewinn

Auf Mitarbeiterebene halten sich Produktivitätsargumente hartnäckig – und werden empirisch bestätigt: 56 Prozent der von DAK-Gesundheit befragten Remote-Mitarbeitenden fühlen sich zu Hause effizienter als im Büro und ein vielzitiertes Feldexperiment von Bloom et al. (2015) weist zudem einen Produktivitätssprung von 13 Prozent durch weniger Pausen und Krankheitstage nach.

Auf Unternehmensebene kumulieren sich diese Effekte mit den Flächeneinsparungen zu einem Gesamtproduktivitätsplus von 20 bis 30 Prozent.

4. Talentbindung und Arbeitgeberattraktivität

Remote-Optionen erhöhen nicht nur die Zufriedenheit, sie senken auch Fluktuation und Recruiting-Kosten: In Befragungen berichten HR-Abteilungen, dass die Kündigungsquote um bis zu 50 Prozent fällt, sobald Homeoffice fest verankert ist – ein klarer RoI durch Wissenserhalt und geringere Nachbesetzungen.